Protokoll 2009

Club der Nilpferdfreunde  —  Mitgliederversammlung 2009

Wir befinden uns im November 2009 und im Vereinsheim der Frankfurter Kanuten – traumhaft schön gelegen am Ufer des Main mit herrlicher Sicht auf die nächtliche Stadt. Aber nicht alle können diesen wunderschönen Anblick genießen. Denn es ist schon nach 19:00 Uhr, und Uli Kalcher, der Noch-Vorstand des Clubs der Nilpferdfreunde, bereitet fieberhaft seinen großen Auftritt vor, auf den er schon ein ganzes Jahr sehnlichst warten musste.  Die Tagesordnung wird verteilt – 7 TOPs sind abzuarbeiten – wird wohl wieder ´ne harte Nummer werden.

Ich selbst bleibe ganz cool – meine Gedanken kreisen nur um das Eine: hat mein messerscharfer Blick doch sofort erkannt, dass unser hochangesehener HoMi nicht anwesend ist und mein messerscharfer Verstand erkennt sofort meine riesige Chance: unser bewährter Protokollant fehlt – also muss unser Vorstand einen neuen finden! Und da ich schon seit Jahren auf diese Möglichkeit des verbalen Ergusses gewartet habe, gibt´s für mich nur Eins: ich muss den Job haben!!! Und als ich den verzweifelt suchenden Blick unseres Noch-Vorsitzenden erkenne, stürze ich mich todesverachtend in sein Blickfeld. Natürlich habe ich mich bei seiner ersten Anfrage geziert (aus HoMis Protokollen habe ich gelernt, man muss seiner Hochwohlgeborenheit das Gefühl geben, den notwendigen Druck ausgeübt zu haben), aber als Uli dann noch 5 Scheinchen rüberwachsen ließ, waren wir uns sofort handelseinig – und ich hatte mein seit Jahren vorbereitetes Ziel erreicht – JUHU – (Ulis Scheinchen waren übrigens kariert und in DIN A4).

Dann ist es endlich soweit: die Mitgliederversammlung beginnt, und meine Feder drechselt dieses

Protokoll

Der Sekundenzeiger der Uhr springt auf 19:20 Uhr. Noch-Vorstand Uli Kalcher versucht, die Geräuschkulisse im Saal einzudämmen, und im gleichen Maß, wie er lauter wird, werden die anderen Mitglieder des Vereins leiser. Endlich: er hat sich Gehör verschafft. Und ohne lange Vorrede steigt er ganz steil in die Tagesordnung ein:

TOP 1:   Begrüßung der Anwesenden und Feststellung der Beschlussfähigkeit

In gewohnt souveräner Art und Weise hakt Uli diesen Tagesordnungspunkt ab, nicht ohne sein Licht selbst unter den Scheffel zu stellen mit der Bemerkung, seine Reden würde ja keiner länger als 10 Minuten ertragen (gnadenlose Selbsterkenntnis) – und dann käme ja sowieso das Essen. Die Beschlussfähigkeit wird von unserem Noch-Vorstand festgestellt (Leider wird die fertig ausgefüllte Anwesenheitsliste dem Protokollanten (bewusst?) vorenthalten, sodass dieser sich auf sein eigenes Augenmaß und auf die glaubhaften Versicherungen seines Noch-Chefs verlassen muss – die Glaubwürdigkeit der Aussage wird durch die Tatsache unterstrichen, dass keiner widerspricht – nicht mal Christel) Außerdem spricht Uli vorab schon mal Christina und Olli ein dickes Lob für die tolle Organisation der Mitgliederversammlung aus. Und er erwähnt nebenbei auch den Interims-Protokollanten!  HEUREKA – ich hab´s geschafft: ich wurde namentlich genannt von unserer Hochwohlgeborenheit – mich überkommt ein extremes Glücksgefühl – und aus lauter Dankbarkeit unterbreche ich Uli und schenke ihm einen lachenden Nilpferdkopf. Er nimmt diesen unter lautem Beifall der Versammlung und mit eigenen gemischten Gefühlen sehr zögerlich an. Warum nur? Welche Sorgen plagen ihn denn? Sind es am Ende gar Sorgen um die Durchführbarkeit des Transports seines Geschenks? … und als pünktlich um halb acht das Essen kommt, sind seine Sorgen so groß, dass ihm sogar der Appetit vergangen ist und er seinen Salat verschenkt. Das Essen gehört eigentlich nicht ins Protokoll, verdient aber wegen seiner Schmackhaftigkeit eine besondere Erwähnung. Es ist so gut, dass sogar Ulis Appetitlosigkeit verschwindet und auch er sich stärken kann – verschiebt die Sorgen einfach auf später. Später dann, um 20:57 Uhr, steht Uli wieder vor den mit prall gefüllten Bäuchen an seinen Lippen hängenden Auditorium und kommt gleich zum

TOP 2:   Rechenschaftsbericht des Vorstands

Unser sonst so wortgewandter Noch-Vorsitzende ist etwas zögerlich, wird er doch gleich bei der TOP-Titel-Bekanntgabe von einem deplatzierten, unflätigen Lacher unterbrochen und schindet gekonntermaßen sofort Zeit durch die Bitte an die Zuhörer, dem vorbeifahrenden Schiff kräftigst zuzuwinken. Doch auch diese clever gewonnene Zeit ist bald abgelaufen. Jetzt muss es raus. Wieder zögert er, hat er am Ende gar nichts getan? Ja, zuerst gibt er es auch unumwunden zu, da die beiden Mitglieder Christina und Olli die Organisation der Mitglieder-versammlung übernommen hatten. Nochmals ein dickes Lob an beide vom Noch-Vorstand und uns übrigen Mitgliedern. Doch dann fällt es ihm wieder ein: er hat sich auch im zurückliegenden Vereinsjahr wieder ganz engagiert eingebracht und u. a. die Vorbereitungen für die im nächsten Jahr stattfindende Mitgliederversammlung zum 25-jährigen Bestehen des Clubs der Nilpferdfreunde begonnen. Und siehe da: der Kölner Zoo baut pünktlich zu unserem Club-Jubiläum für unsere Club-Tiere eine neue Anlage: den Hippodom. Danke, Kölner Zoo. Dass in diesem Jahr der Kölner Zoo 150 Jahre alt wird, betrachtet unser Noch-Vorsitzender als sekundäres Faktum. Wichtiger ist unser eigenes Jubiläum – und unser Noch-Chef verspricht, daran weiterzuarbeiten, dass unser Club-Jubiläum im neu erbauten Hippodom zu Köln stattfindet (kann man hier schon leise die ersten Versprechen für die Neuwahlen heraushören?). Und mit einer geschickten Überleitung von unserem diesjährigen Tagungsort, der Bankenstadt Frankfurt, zum Kassenbericht leitet Uli seine erste wohlverdiente Pause ein und erteilt das Wort an Elisabeth Preiß für den

TOP 3:   Kassenbericht

Dieser wird durch die routinierte Kassiererin ganz professionell vorgetragen. Der Protokollführer hat davon folgendes verstanden:

Einnahmen: ganz, ganz viele

Ausgaben: nicht ganz so viele

Ergebnis: es ist noch Geld da und eine Bad-Bank nicht erforderlich.

Es folgt noch ein riesengroßes Dankeschön an all diejenigen, die auf die glorreiche Idee kamen, für unseren Club zu spenden – hat das doch das positive Kassenergebnis stark gefördert.

Wir alle danken der Kassiererin für die geleistete Arbeit und ihren detaillierten Bericht.

Ohne erkennbare Pause folgt umgehend

TOP 4: Aussprache zu Rechenschafts- und Kassenbericht

Schweigen – GROSSES SCHWEIGEN

nur unterbrochen von Prof. Dr. Dieter Brauns Bitte, die Wahlleitung übernehmen zu dürfen oder vielleicht hat auch der Noch-Vorsitzende den Dieter gefragt oder vielleicht war es ja auch ganz anders – jedenfalls ist Dieter jetzt der Wahlleiter. Soll seine schwere Erhebung vom Platz die Schwere der Entscheidungen vorausnehmen, die jetzt gefordert sind in

TOP 5:  Entlastung der Vorstandschaft

Dieter stellt eine unglaubliche Diskussionsfreudigkeit fest und stellt den Antrag, die Vorstandschaft zu entlasten. Dieser Antrag wird ohne „nein“-Stimmen, jedoch mit 3 Enthaltungen angenommen. Die Zahl der „Ja“-Sager kann der Protokollant nicht exakt definieren, da er noch immer nicht Einblick in die Anwesenheitsliste nehmen darf und ein Auszählen der anwesenden Köpfe durch die ebenfalls an der Versammlung teilnehmenden Sympathisanten stark fehlerbehaftet wäre – und hierzu auf Grund der vielen Anwesenden auch noch höhere Mathematik erforderlich wäre. Klar ist jedoch das Ergebnis: die Vorstandschaft ist entlastet.

Zielstrebig manövriert Dieter die Versammlung zu dem von allen mit höchster Spannung erwartete

TOP 6:   Neuwahlen

Nach nicht enden wollenden Diskussionen kommt Dieter auf die genialste Idee aller Ideen und fragt entsprechend der vom Wahlleiter geforderten Neutralität, ob jemand vielleicht als neuen Vorstand den Uli Kalcher vorschlagen täte, was auch fast alle in Erkenntnis der Genialität dieser Idee sofort tun. Nach gleichem Muster (aus Alt mach Neu) werden die Vorschläge für das Amt des Kassierers sowie des stellvertretenden Vorsitzenden ausgearbeitet, aufmerksame Stimmenzähler stellen beiläufig fest, dass der Vorschlag für das Amt des Stellvertreters von mehr Mitgliedern gutgeheißen wird als der Vorschlag für das Amt des Vorsitzenden – dies soll lediglich als eine Feststellung gewertet werden, die die Vollständigkeit des Protokolls belegen soll, und nicht als Zwietracht stiftende Äußerung aufgefasst werden. Es folgt als Zusammenfassung das Wahlergebnis:

-) alter Vorsitzender = neuer Vorsitzender = Uli Kalcher

(1 Vielleicht-Enthaltung, Rest dafür)

-) alte Kassiererin = neue Kassiererin = Elisabeth Preiß

(einstimmig)

-) alter stellvertretender Vorsitzender = neuer stellvertretender Vorsitzender = Axel Saeger

(fast einstimmig unter Enthaltung des Betroffenen)

Ein herzliches Dankeschön an den wieder zum Platz eilenden Wahlleiter Dieter, und mit stolzgeschwellter Brust übernimmt ein glücklicher Neu-Vorsitzender sein Amt und steigt sogleich wieder souverän ein in die Arbeit mit

TOP 7:   Sonstiges

(verschiedentlich auch als „Verschiedenes“ bezeichnet)

Unser Neu-Vorsitzender überreicht an Christina und Olli ein Präsent für die vorbildliche Organisation der Mitgliederversammlung. Den Dankesworten möchten wir uns als gewöhnliche Mitglieder selbstverständlich anschließen.

Auf Grund des sehr positiven Kassenstands beschließen wir, 2 Spenden in Höhe von je 300,– EURO zu tätigen, und zwar an

-) den Kölner Zoo für das Neubauprojekt „Hippodom“ sowie an

-) den WWF für das Projekt „Rettet die 1000 Quellen des Mara“

… und dann folgt noch der Höhepunkt des Abends: die alljährliche offizielle Verleihung des Hippo Diplomaticus Orden I. Klasse am schwarz-rot-goldenen Bande an

Christina und Olli.

Abschließend noch das mittlerweile zur Tradition gewordene Gruppenbild, und pünktlich um 21:29 Uhr enden sowohl die Mitgliederversammlung 2009 des Clubs der Nilpferdfreunde in Frankfurt als auch dieses Protokoll.

Lothar Aurich    im November 2009

Eine Anmerkung ist mir noch sehr wichtig: von den von Uli an mich übergebenen 5 Scheinchen habe ich für die Belange der Protokollführung lediglich 3 Stück benötigt. Die restlichen 2 Stück forderte die Gattin des Neu-Vorstands nach Beendigung der Versammlung wieder zurück. Ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich mich durch die Protokollführung weder finanziell noch materiell an dem Club der Nilpferdfreunde auf irgendeine Art und Weise bereichert habe (höchstens seelisch durch eine extreme Mehrung meines Selbstwertgefühls).

Schlusssatz des Protokollars: ich bin stolz, das gemäß eigenen Recherchen längste Protokoll einer  Mitgliederversammlung geschrieben zu haben. Es hat mir großen Spaß gemacht, ich bin für die nächsten paar Jahre protokollarisch befriedigt. HoMi – nächstes Jahr streiten wir uns drum, wer´s machen darf – Du hast aber heute schon gewonnen!